Superman - Neustart ohne Anfang
Superman von Regisseur James Gunn ist ein Superheldenfilm, den Patrick und Daniel in Die Letzte Filmkritik beide keinesfalls schlecht finden. Das alleine ist schon eine gewisse Leistung. Allerdings ist es trotzdem kein Film, den Patrick und Daniel so richtig loben können. Als Neustart des DC-Comic-Filmuniversums im Kino irritiert der neue Superman. Als cartoonhaftes Comic-Actionspektakel mit ein paar Querverweisen aufs heutige Weltgeschehen und schick animiertem Superhund, ist das Ganze hingegen schon ein rundes Ding.
Originalbild: Superman / © Warner Bros. (2025)
Wir sprechen in dieser Filmkritik ohne gravierende Spoiler über den neuen Superman-Film.
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Kurzfassung des Podcasts als Text:
Der neue Superman-Film beginnt ohne Origin-Story und zeigt eine Welt voller Superwesen. Ein ungewöhnlicher Einstieg für das neue DC Kino-Universum: Statt erneut eine Origin-Story zu erzählen, wirft uns der Film mitten hinein in eine bereits etablierte Welt, in der Superhelden und metahumane Wesen seit Jahrhunderten auf der Erde existieren. Superman selbst ist hier längst bekannt – der Film beginnt mit seiner ersten großen Niederlage. Diese Entscheidung, die bekannte Heldenerzählung zu umgehen, wird grundsätzlich begrüßt. Der neue Darsteller David Corenswet überzeugt optisch als Superman, und die Eröffnung im Schnee – blutend und verwundet – verspricht eine interessante Ausgangslage.
Im weiteren Verlauf wirkt der Film dann zunehmend wie ein überdrehter Cartoon, mit zahlreichen schrillen Figuren, gigantischen Monstern und einem Lex Luthor, der sich wie ein überzeichneter Zeichentrick-Bösewicht gibt. Der Ton des Films ist bewusst comichaft und erinnert eher an eine bunte Animationsserie als an die düsteren DC-Werke der jüngsten Vergangenheit. Das funktioniert phasenweise erstaunlich gut – vor allem, weil der Film klar kommuniziert, dass genau das seine Absicht ist.
Trotzdem stellt sich uns ein ambivalentes Gefühl ein. Vieles wirkt charmant, manches erfrischend anders – aber selten wirklich mitreißend. Die emotionale Bindung zu den Figuren bleibt schwach, auch weil der Film kaum Zeit dafür aufbringt, Beziehungen aufzubauen oder Charaktere einzuführen. Gerade Supermans ihn begleitende Nebenhelden wirken wie eine zusammengewürfelte Truppe, bei der man nie erfährt, wie die Figuren zueinander stehen. Aussagen wie „Er ist doch euer bester Freund“ stehen im luftleeren Raum, ohne dass vorher Szenen gezeigt wurden, die das untermauern.
Die Story bemüht sich um geopolitische Relevanz, thematisiert den Einfluss von Superwesen auf die Weltordnung, auf Medien, Krieg und internationale Machtverhältnisse – und streift dabei sogar Watchmen-ähnliche Gedanken. Doch all diese interessanten Themen bleiben an der Oberfläche, werden angedeutet, aber nicht wirklich komplex ergründet. Oft dominieren Action und Humor, die James Gunns Handschrift als Autor und Regisseur erkennen lassen – inklusive eines flapsigen Tons, der in manchen Momenten zu Superman passt, in anderen wiederum deplatziert wirkt.
Problematisch wird es immer dann, wenn der Film große emotionale Momente vorgibt, ohne sie aufgebaut zu haben. Die Beziehung zu Supermans irdischen Eltern etwa wird am Ende als emotionaler Kern verkauft, obwohl sie zuvor kaum thematisiert wurde. Auch Lex Luthor erscheint einfach plötzlich als übermächtiger Gegenspieler, ohne dass man je erfährt, wie er seine Macht erlangte. All das führt dazu, dass viele Entwicklungen beliebig und unverdient wirken. Statt Dramaturgie gibt es Eskalation durch neue Gadgets, Monster und Plot-Devices, die aus dem Nichts auftauchen.
Auch stilistisch sorgt der Film für ein zwiespältiges Urteil. Die Ästhetik ist grell, glatt, hyperdigital – was zwar technisch makellos umgesetzt ist, uns aber zu poliert und „computerspielig“ erscheint. Erinnerungswürdige Szenen, wie sie etwa in den Nolan- oder Matt-Reeves-Batman-Filmen zu finden sind, fehlen völlig. Es gibt keine Momente, die sich ins Gedächtnis einbrennen, keinen ikonischen Kampf, keine überraschende Wendung, keine besonders eindrückliche Inszenierung. Alles wirkt gleichmäßig okay – aber nichts begeistert.
Was bleibt, ist das Gefühl, einen überlangen Trailer gesehen zu haben: bunt, laut, vollgestopft – aber ohne echtes Fundament. Auch die Einbindung weiterer DC-Figuren bleibt vorerst ziellos. Eine Figur wie Green Lantern wird in einer bewusst albernen Version eingeführt, die Zuschauende ohne tiefes Comic-Fachwissen nur irritiert. Der Film lässt keinen dieser Nebencharaktere für kommende Filme interessant erscheinen. Teaser auf kommende Projekte oder ein erkennbarer Plan für das neue DC-Universum gibts einzig anhand vereinzelter, kurzer Cameos.
So entsteht der Eindruck eines Films, der nicht schlecht ist, aber nicht begeistert. Der unterhält, aber nicht berührt. Der viele Türen offen lässt, aber keine klare Richtung zeigt, welche wirklich gespannt auf DCs neues Kino-Universum machen würde.
(Autor: Daniel Pook)
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Dieser Podcast wurde von Patrick aus Hürth in Hürth und Daniel Pook in Berlin aufgenommen.