Loyal Friend - Schöner Film mit großem Hund
Jetzt hat es tatsächlich doch auch mal ein Hundefilm geschafft, bei Die Letzte Filmkritik zu überzeugen. Loyal Friend (Originaltitel: The Friend) ist eine Romanadaption mit Naomi Watts, Bill Murray und einer riesigen dänischen Dogge in New York City. Das Drama ist schön geschrieben, schön gefilmt, schön gespielt und muss deswegen nicht viel spektakuläres anstellen, um Loorie und Daniel in diesem Podcast lobende Worte abzuringen.
Wir bemühen uns, in dieser Filmkritik nichts unnötiges oder überraschendes zu spoilern.
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Unsere Meinung aus dem Podcast als Text zusammengefasst:
Naomi Watts spielt Iris, eine erfolgreiche, aber einsame Schriftstellerin in New York, deren Leben sich von einem Tag auf den anderen auf den Kopf stellt: Ihr Mentor und Freund Walter – in ein paar wenigen Szenen gespielt von Bill Murray – nimmt sich überraschend das Leben. Zu ihrer großen Überraschung hinterlässt er ihr seinen treuen Begleiter, die riesige Dänische Dogge Apollo. Obwohl Iris stets ein „Katzenmensch“ war und ihre Wohnung keine Haustiere erlaubt, übernimmt sie die Verantwortung – zunächst eher widerwillig, doch es wird schnell klar, dass sie bei Apollo etwas von Walter spürt. Eine Verbindung, die sie tröstet und zugleich herausfordert.
Die zentrale erzählerische Kraft dieses Films liegt in der stummen, doch sehr deutlichen Interaktion zwischen Iris und dem Hund: Apollo zeigt Verhaltensweisen echter Trauer und wirkt genauso ratlos wie seine neue Besitzerin im Umgang mit seinem eigenen Schmerz. Die Regisseure Scott McGehee und David Siegel fangen dies mit großer Sensibilität ein, unterstützt durch wirklich schön gedrehte Bilder aus dem West Village.
Weniger spektakulär, aber umso effektiver ist, wie Iris durch ihre Pflegeaufgaben mit Apollo beginnt, ihre eigene Trauer zu bewältigen. Neben der Herausforderung, ihr Leben als Dozentin, Autorin und dem Alltagsstress zu jonglieren, zeigt sich durch die stumme Rückmeldung des störrischen Hundes, wie sich ihre innere Verhärtung öffnet und emotionale Regung wieder möglich wird – ein Weg, der sich durch einfühlsame Monologe und ruhige, nahbare Szenen nur zwischen Apollo und Iris auftut.
Wenige Rückblenden und eine fiktive Konfrontation mit dem verstorbenen Walter – die stark in Erinnerung bleibt – lassen uns Zuschauende erst im späteren Verlauf die wahren Hintergründe gänzlich verstehen: Iris ringt lange damit, wer Walter überhaupt wirklich war, warum er so gehandelt hat, sich das Leben nahm.
Was Loyal Friend (Originaltitel: The Friend) von vielen Genre-Vertretern abhebt, ist seine kompromisslose Ehrlichkeit im Umgang mit Trauer, die nicht unnötig übertrieben ausgeschlachtet plakativ vorgehalten wird. Statt in sentimentale Klischeehaltungen zu verfallen, begegnet der Film einem realistischen, doch poetisch geerdeten Schmerz: Es gibt Momente der Komik, etwa wenn Apollo die kleine, dennoch luxuriös wirkende Wohnung auf den Kopf stellt. Aber überwiegend bleibt der Ton ruhig, nachdenklich, beinahe meditativ schön.
Apollo selbst ist dabei kein Filmhund mit allzu menschlichen Verhaltensweisen, sondern ein tierischer Partner – mit klangvollem Ausdruck in seinen Augen und Bewegungen, die trauernd, trotzig, aber auch unendlich geduldig sind.
Diese erfreuliche Romanadaption ist weder das im Vorfeld befürchtete, übersentimentale Hundefilm-Drama noch ein kitschiges Feel-Good-Paket, sondern ein gefühlvolles Porträt darüber, wie Verlust, Trauer und unerwartete Verantwortung miteinander tief verbinden können. Manchmal muss eine solche Geschichte gar nicht viel spektakuläres anstellen, um von Anfang bis Ende durchweg sehr zu gefallen.
(Autor: Daniel Pook)
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Dieser Podcast wurde von Daniel Pook mit Loorie Wutz in unserem Studio in Berlin aufgenommen.