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Die Letzte Filmkritik

The Zone of Interest - Meisterwerk des Ungezeigten

Wir sprechen in dieser Filmkritik zu The Zone of Interest von Jonathan Glazer zweifellos über ein großes Meisterwerk. Über einen bemerkenswerten Hybrid aufwühlender, zur Auseinandersetzung geradezu zwingender Kunst, stilistisch dennoch nahe an scheinbar objektiver Realität. Einen Film, der uns in der Realität mit unserer Vergangenheit konfrontiert, wie es wohl kein anderes Werk zuvor so eindringlich und unverzerrt geschafft hat. In unserem Podcast reden wir mindestens so viel über jenes, was wir in der Adaption wirklicher Schreckenszeiten tatsächlich gezeigt bekommen, wie wir über all jenes sprechen müssen, was wir dort bewusst nicht im Bild sehen, aber sehr wohl wahrnehmen können. Eine Rezension und Deutung der von Glazer gewählten Stilistik, Herangehensweise und Motive.

Bob Marley: One Love - Wäre so nie zur Ikone geworden

Bob Marley: One Love vermittelt uns nur wenig interessantes über die Reggae-Legende und schafft es, abgesehen von seiner dramaturgisch mauen Erzählweise, ganz besonders nicht, Herz und Seele des Ausnahmemusikers wirklich spür- oder nachvollziehbar auf die große Leinwand zu transportieren.

Priscilla - Erwachen in Graceland

Priscilla Beaulieu war sechs Jahre lang mit Elvis Presley verheiratet, bekam ein Kind mit dem King of Rock und wusste doch irgendwann, dass sie den Elfenbeinturm Graceland aus eigener Kraft verlassen musste. Sophia Coppola erzählt uns in ihrer Adaption der Autobiografie Elvis and Me diese wahre Geschichte, die mit einem 14-jährigen Mädchen beginnt, das von einem 24-jährigen Musikstar zum elterlich abgesegneten Date abgeholt wird.

The Iron Claw - Fighting with their family

Unsere Überschrift ist nicht ohne Grund ins Englische abgedriftet, denn dass Wrestling-Biopics eine starke Familienkomponente haben, ist wohl keine Seltenheit. Hier hören die Gemeinsamkeiten zu bereits erschienenen Filmen aber auch schon auf, denn The Iron Claw erzählt die dramatische Geschichte der Von-Erich-Dynastie, die selbst gemessen an der oft illustren, manchmal brutalen und häufig ins Abstruse abdriftenden Wrestling-Welt als ernsthafte Familientragödie ihresgleichen sucht.

Girl You Know It's True - Tragödie um Rob & Fab

Die deutsche Verfilmung Girl You Know It’s True erzählt den wahren Skandal um das Pop-Duo Milli Vanilli als Tragödie mit reichlich Empathie für die beiden Menschen hinter den Kunstfiguren “Rob & Fab”. So einseitig betrachtet trägt die Geschichte jedoch keinen ganzen Film und ohne weitreichenderen Blick auf die Musikbranche drumherum fällt es uns außerdem schwer, die tatsächliche Schwere des Schwindels nachträglich (vielleicht auch neu) einzuordnen.

Blackberry - Hat nicht Klick gemacht

Apple hat mit seinem Touchscreen-iPhone die ursprünglich von RIMs Blackberry etablierte Gerätekategorie an Mobiltelefonen, die viel mehr können als nur telefonieren, derart neu geprägt, dass die für seine Tastatur-Handys bekannt gewordene Firma sich davon nie mehr erholen konnte. Es ist bezeichnend, dass auch die Hollywood-Verfilmung der Blackberry-Story nicht einmal ansatzweise an den vergleichbaren Film über Apple und Steve Jobs heranreicht.

In Voller Blüte - Sir Michael Caine zum lieb haben

Sir Michael Caine verlässt die große Bühne in Würde, mit einer schönen Performance in seiner letzten Kinohauptrolle. Es mag zwar nicht das ganz eindrucksvolle Werk á la The Father geworden sein und doch sah Daniel die 90-jährige Schauspielikone in The Great Escaper (bzw. bei In Voller Blüte) noch einmal ganz im Mittelpunkt und nicht zuletzt auch ganz zum lieb haben.

Dumb Money - Wenn Hollywood nur schnell abkassieren will

Filme allzu eilig nach den wahren Begebenheiten ins Kino zu bringen, ist selten ein gutes Zeichen. Der höchst mittelmäßige Dumb Money bestätigt alle Klischees einer solch mittelmäßigen Durchschnittsproduktion, die der Realität weder inhaltlich noch filmisch Akzente hinzufügt. Immerhin bleibt noch viel unerzählt gelassener Raum, in frühestens fünf Jahren noch mal einen besseren Film über r/wallstreetbets, RoaringKitty und Co. abzuliefern.

Napoleon - Große Schlachten, große Lücken

Ridley Scott soll Stanley Kubricks sagenumwobenes Napoleon-Drehbuch tatsächlich mal in den eigenen Händen gehalten und sogar gekauft haben… nur um es nach eigenen Aussagen dann beiseite zu legen und den historischen Stoff auf eigene Faust mit ganz neuem Script fürs Kino und Apple TV+ zu adaptieren. Ein imposanter und stark besetzter Film, der schon in seiner kürzeren Leinwandfassung lang, groß, aber dennoch merkbar lückenhaft ausgefallen ist.

Gran Turismo - Für diesen Werbefilm sollten Zuschauer Geld bekommen

So oft wie das titelgebende Playstation-Game Gran Turismo in diesem Film ultrawerblich glorifiziert wird, geschmückt mit Sponsorenlogos, zahlen Kinobesucher hier Eintrittspreis für mehr reine Werbung als dazwischen noch ein eigenständiges Filmerlebnis erkennbar wäre. Die wahre Biografie eines realen Gamers, der zum Profirennfahrer wurde, wird passend dazu mit einem großen Sieg gekrönt, den es so nie gegeben hat. Wer nur für Autorennen kommt, wartet erst lange Minuten vergeblich, darf sich dann aufgrund des nervigen Schnitts und mauer Dramaturgie um ein authentisches, packendes Racing-Erlebnis beraubt fühlen.

Filmmenü - Beau is Afraid, The Whale, Champions, Sisu & Spoiler Alarm

Es ist angerichtet... zu einem Filmmenü, in welchem nicht nur die beiden intellektuellen Beiträge überhaupt nicht überzeugen können. Daniel kann sich kaum entscheiden, ob ihn die eklige Mitleidsbeschau aus The Whale oder ewige drei Stunden hochwertig inszenierter Unfug ohne Substanz aus Beau is Afraid weniger begeistert hat. Sisu hätte als harter Actionfilm noch das meiste Potenzial für gute Unterhaltung gehabt, gibt sich jedoch zu wenig Mühe, für Spannung und wenigstens etwas mehr interessanten Kontext zu sorgen. Generische Hollywood-Kost mit den üblichen Schwächen gefällig? Champions und Spoiler Alarm got y’all covered!

Filmmenü - Shazam! 2, Scream VI, 65, Fabelmans & What's Love Got To Do With It

Es ist angerichtet... zu einem Filmmenü, das in einem Rutsch reinen Tisch mit einer Menge Neustarts vergangener Wochen macht. Ganz neu im Kino läuft bzw. fliegt Shazam: Fury of the Gods, schon etwas länger slasht Scream zum sechsten Mal und Adam Driver reist 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Steven Spielberg romantisiert in Die Fabelmans unerträglich seine Jugendjahre und What’s Love Got to Do With It verwirrt bereits nur mit seinem Titel. Anything else Missing? Exactly.

Aftersun - Urlaub in melancholischen Erinnerungen

Aftersun ist ein Coming-of-Age-Film in melancholischer Rückbetrachtung, erzählt in traumartigen Vignetten aus Erinnerungen an einen lange vergangenen Urlaub und den eigenen Vater, für den Protagonistin Sophie zwanzig Jahre später ein neues Verständnis entwickelt hat. All das in Bild & Ton mit einvernehmender Energie und ganz eigenem Charakter zum Mitempfinden fürs Publikum zu vermengen - das ist gutes Kino.

Filmmenü - Rache auf Texanisch, Till, Shotgun Wedding & Train to Busan

Es ist angerichtet... zu einem Filmmenü, das mit Train to Busan eine Bestellung aus dem Jahr 2016 nachträglich zu Tische bringen lässt, nur um diese Woche wenigstens eine Empfehlung aussprechen zu können. Vengeance aka Rache auf Texanisch sei zumindest noch als “in Ordnung” hervorzuheben, bei Till verweigert unser Gaumen trotz wichtiger realer Hintergründe schon zaghaft seinen Dienst und bei Shotgun Wedding finden wir uns als Filmkritiker nur noch peinlich berührt im Restmüll wühlend wieder.

Filmmenü - Don't Worry Darling, Smile, Blonde & The Woman King

Es ist angerichtet... zu einem Filmmenü, das gleich zu Beginn sagen möchte: Macht euch keine Sorgen. Irgendwann kommen auch wieder bessere Filme als Don’t Worry Darling, Smile oder Blonde. The Woman King mag historisch gesehen kontrovers sein, ist als stark inszeniertes Action-Drama im Afrika-Setting aber schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

Filmmenü - Moonage Daydream, Ticket ins Paradies, Chase & Come on, Come on

Es ist angerichtet... zu einem Filmmenü, in welchem uns Moonage Daydream näher an David Bowie heranführt, als das noch ihm selbst zu seinen Lebzeiten gelungen ist. Das Ticket ins Paradies lösen wir, nicht ganz so begeistert, bloß für Julia Roberts & George Clooney. Noch enger grenzen wir bei Chase mit Gerard Butler ein: Eine einzelne Szene war gut, der Rest gehört eigentlich niemals ins Kino. Als Nachtisch gibt’s Daniels Kommentar über den Audiokommentar von seinem aktuellen Lieblingsfilm des Jahres: Come on, Come on (auf Blu-ray).

Elvis - Montagen ohne Demontage

Sicherlich werden Leben und Karriere von Elvis Presley in Zukunft noch oft verfilmt. Aber so wie hier wahrscheinlich nicht noch einmal. Baz Luhrmann macht Elvis zusammen mit Hauptdarsteller Austin Butler zu einem Kino-Erlebnis, das nicht unbedingt ein gelungenes Biopic, in seinen stärksten Momenten aber ein einprägsames Spektakel mit Rhythmus, Energie und geradezu diffusem Traumgefühl geworden ist.