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Rich Flu - Grippe ist auch keine Lösung

Vom Regisseur der beiden “Schacht”-Filme kommt nun die Krankheit, von der bestimmt nicht wenige, dem Kapitalismus überdrüssige Leute da draußen träumen dürften. Rich Flu handelt um eine Grippe, die zuerst alle Superreichen, nach und nach dann auch die Normalreichen, bloß aufgrund ihres Reichtums, aus dem Leben scheiden lässt. Was von Beginn an plump klingt, ist es dann auf volle Länge gesehen leider auch. Eine einzelne Szene vom Ende konnte Daniel allerdings dennoch begeistern.

Emilia Pérez - Die nette Tante mit dem vielen Geld

Als Mischung aus Musical und Gangster-Drama ist Emilia Pérez prädestiniert dafür, ein originelles Kino-Erlebnis zu bieten. Dieses Versprechen löst der Cannes-Hit von Regisseur Jacques Audiard dann sogar noch viel überraschender erzählt und überdies stark inszeniert auf der Leinwand ein. Und das nicht bloß qualitativ hochwertig gemacht, fantastisch besetzt, sondern auch inhaltlich in der Summe durchweg als erwachsenes Unterhaltungswerk voll ungewöhnlicher Wendungen, das sich weder bierernst nimmt, noch in andauernde Albernheit verirrt. Obwohl das Konzept auf dem Papier absolut verrückt klingt.

Spiders: Ihr Biss ist der Tod - Plattenbau als Büfett für Spinnen

Aus Frankreich überrascht aktuell ein Spinnen-Horrorfilm, der uns nicht zuletzt mit seinen authentischen Hauptfiguren im Setting eines sozialen Wohnungsbaus überzeugt hat. Das Hochhaus im Brennpunktbezirk als Quarantänezone tut sein Übriges zur beklemmenden Atmosphäre bei. Allerdings hätten ein paar Spinnen weniger Spiders wahrscheinlich in seiner zweiten Hälfte noch etwas spannender gemacht.

Des Teufels Bad - Wahrer Horror in echten Wäldern

Des Teufels Bad ist praktisch wie The Witch aus Österreich. Und sogar fast genau so gut! Wobei es hier nicht um okkultes geht, sondern in erster Linie um vielfach real vorgekommene Fälle sehr gläubiger Frauen im 18. Jahrhundert, die Morde an Kindern begangen haben, in der Hoffnung dafür hingerichtet zu werden. Dies sahen sie als Loophole an, um vor dem Tode noch eine Beichte ablegen und so in den Himmel kommen zu können. Wohingegen der Freitod garantierte Hölle bedeutet hätte. Im Film erleben wir sehr authentisch wirkend, wie sich schwere Depressionen im Umfeld kleiner Dörfer zu dieser Zeit vielfach abgespielt haben müssten. Und all das ist - auch ohne übersinnliche Momente - hier wahrer Horror in echten Wäldern.

Das Imperium - Spaceballs auf öde geblödelt

Es ist nicht alles Gold (oder Silber), was auf der Berlinale einen Bären gewinnt. Mit dem Jury-Preis hatte uns das Festival Anfang des Jahres auf Das Imperium (Original: L’Empire) neugierig gemacht. Ein noch abgedrehteres Spaceballs aus Frankreich, das Außerirdische in einem kleinen Dorf mit Lichtschwertern und nackten Körpern einen interstellaren Krieg austragen lässt? Gerne doch. Leider wandert die Sci-Fi-Parodie von Bruno Dumont allzu schnell in die alberne Blödel-Ecke und ein paar wenige gute Ideen haben wir woanders längst besser gesehen.

King's Land - Ein Bastard zieht Kartoffeln

Mads Mikkelsen ist solch ein faszinierender Schauspieler, dass Daniel ihm sogar gerne bei der Kartoffelernte zuschaut. King’s Land (Originaltitel: Bastarden) ist aber auch darüber hinaus ein wirklich guter Film, über die hier stark fiktionalisierte, historische Figur Ludvig von Kahlen und dessen Versuch, im 18. Jahrhundert die jütländische Heide zu kultivieren.

20.000 Arten von Bienen - Einfühlsam real, doch filmisch eindimensional

20.000 Arten von Bienen hat und hätte das Zeug dazu, auf allen großen Festivals im internationalen Segment europäischer Beiträge zu laufen. Dass dieses hervorragend gespielte Drama aus Spanien nun ausgerechnet während der Berlinale dieses Jahr seinen großen Moment hatte, wundert Patrick und Daniel aber nicht. Die literale Ebene bekommt alle Aufmerksamkeit, Potenzial für filmisch erzeugte Räume hinter der realistischen Abbildung spielt hingegen fast keine Rolle. In diese klare Tendenz der Berliner Filmfestspiele fügt sich 20,000 Species of Bees (Originaltitel) sowohl im positiven als auch im negativen geradezu perfekt ein.

The Banshees of Inisherin - Irland in einer Nussschale

Hervorragende irische Schauspieler*innen mimen glaubwürdig echte Iren, gedreht auf einer Insel in Nordirland. Und weil der Autor und Regisseur von The Banshees of Inisherin Martin McDonagh heißt, entfaltet sich dabei ein lebendiges Stück, dessen kleine Geschichte für mehr steht als nur eine amüsant wie berührend geschriebene Fehde in einem isolierten Dörfchen.

Filmmenü - Cyrano, Parallele Mütter, Pam & Tommy

Es ist angerichtet... zu einem Filmmenü ohne Fledermaus auf der Karte, denn The Batman hat als Highlight der aktuellen Kinostarts - wohl auch verdient - einen separaten Podcast von uns bekommen. Wohl auch verdient. Dass Cyrano eure Zeit und euer Geld sehr viel weniger wert ist, gilt bei Patrick und Daniel als weniger strittig als die Frage, ob Pedro Almodóvars neuer Film Parallele Mütter gelungen ist oder nicht. So ungefähr gar nichts (gutes) halten die beiden außerdem von der Serie Pam & Tommy bei Disney+.

972 Breakdowns - Roadtrip wie aus Zeiten vor VLOGs

Eine mehrjährige Fahrt von Halle nach New York City, auf dem Landweg mit Ural-Motorrädern, hat um die 500 Stunden Rohmaterial für einen Reisefilm beschert, der den authentischen Gegenentwurf zu heutigen YouTube-VLOGs darstellt. 972 Breakdowns leidet jedoch unter überflüssigem Off-Kommentar und hätte im Schnitt genau so viel Mut zu riskanten Abkürzungen vertragen können, wie ihn seine fünf Abenteurer an den Tag gelegt haben.

Gefangen im Netz - Pädophile klicken sich ins Kinderzimmer

Mit dem tschechischen Dokumentarfilm Gefangen im Netz (V Síti), der hierzulande auf Deutsch synchronisiert im Kino erscheint, werden selbst internetaffine Eltern wachgerüttelt, wie einfach es für pädophile Triebtäter ist, sich in fremde Kinderzimmer zu klicken - und wie unverfroren die zumeist älteren Männer Minderjährige zu sexuellen Handlungen drängen.

Yesterday - Weltruhm dank Massenamnesie

Stellt euch mal vor, ihr wacht morgen auf und außer euch weiß niemand, dass es unsere Podcasts mal gegeben hat. Großer Haken im Vergleich zur Handlung von Yesterday: Mit diesem Wissen werdet ihr wohl kaum zum Weltstar aufsteigen.

Peter Lindbergh: Women's Stories - Supermodels auf der Straße

Er revolutionierte die internationale Fashion-Fotografie mit seinen Schwarz-Weiß-Momentaufnahmen, gilt als einer der Väter der Supermodel-Ära. Und natürlich gab es schon mehrere andere Dokus über Peter Lindbergh. Doch keine ließ so ausführlich und mittendrin hinter die Kulissen seiner bekanntesten Projekte blicken wie Women’s Stories.

Climax - Tanz in den Rausch

Es muss keine dunkle Seitenstraße und auch kein Horrorfilmwald bei Nacht sein, wo Menschen sich selbst vor Paranoia in den Wahnsinn treiben. In Climax ist es eine exzessiv aus dem Ruder gelaufene Tanzparty, die zum Albtraum wird.